Beschreibung
Wenn ein Kind schielt, eine ältere Frau nach einer Augenoperation die Sehschärfe kontrollieren muss oder eine andere schwerwiegendere Sehstörung vorliegt, untersucht die Orthoptistin oder der Orthoptist in Zusammenarbeit mit dem Augenarzt die Patienten. Da viele Sehstörungen möglichst früh behandelt werden sollten, sind die Berufsleute oft mit jungen Menschen und deren Eltern in Kontakt. Dies setzt voraus, dass man die Untersuchungsvorgänge verständlich erklären kann.
Man muss einfühlsam auf die Leute eingehen, sich aber auch abgrenzen können, sagt Vreni Ziegler im ersten Portrait. Auch mit Babys hat die junge Orthoptistin oft zu tun, meistens wegen Schielen, Fehl- und/oder Schwachsichtigkeiten. "Schielen ist ein Gebiet, in dem wir uns besonders gut auskennen: Es gibt über 50 verschiedene Formen."
Viele Arbeitsstellen finden sich in klassischen Augenarztpraxen, die meisten davon im Teilzeitpensum: "Will man 100% arbeiten, kann man auch mehrere Stellen kombinieren", sagt Vreni Ziegler. In Augen- und Rehakliniken oder in Gemeinschaftspraxen würden hingegen eher Vollzeitstellen angeboten. Ihre Berufskollegin, Nathalie Regamey, arbeitet in einer Augenklinik in Lausanne. Sie ist oft mit anderen Orthoptistinnen zusammen und schätzt die Arbeit im Team, "weil wir uns austauschen und gegenseitig von unseren Erfahrungen profitieren können".
In der Schweiz gibt es knapp 300 Orthoptistinnen und Orthoptisten, jährlich schliessen rund 6 Personen die Ausbildung ab. Trotz dieser geringen Anzahl deckt der Beruf in der Gesundheitsversorgung einen kleinen, aber wichtigen Bereich innerhalb der Augenheilkunde mit selbstständiger Diagnostik, Therapie, Prävention und Rehabilitation ab. Besonders Leistungen wie präventive Arbeit, Anamneseerhebung und die Assistenz bei chirurgischen Eingriffen sind typisch für diese Arbeit. Mit dem eidg. anerkannten Titel "Dipl. Orthoptist/in HF" bietet sich die Möglichkeit, sich auf einzelne Krankheitsbilder zu spezialisieren oder zum Beispiel in der Forschung zu arbeiten.
In den Laufbahnporträts des neuen Faltblattes wird Andrea Kunz vorgestellt, die in einer Augenklinik angestellt ist und auch ein Pensum in der Forschung hat. Iris Reckert hat es in einer Reha-Klinik häufig mit anderen Diagnosen zu tun als in einer klassischen Augenarztpraxis, zum Beispiel mit Patienten nach einem Schädel-Hirn-Trauma, einem Hirnschlag oder aufgrund einer Parkinsonerkrankung. Nadja Foti schliesslich arbeitet in Bellinzona in einer Arztpraxis, die sich auf die Behandlung von Kindern spezialisiert hat. Sie betont die Abwechslung im Arbeitsalltag und der Kontakt zu den Kindern - und deren Eltern.